Leadership-Impulse

Was an Weihnachten sichtbar wird, wenn der Lärm verstummt

leadership linkedin-newsletter Dec 25, 2025
Was an Weihnachten sichtbar wird, wenn der Lärm verstummt

Es ist der 25. Dezember.
Der erste Weihnachtsfeiertag. Draußen ist es stiller als sonst. Viele Termine sind abgesagt, Mails bleiben unbeantwortet, das Telefon schweigt.

Vielleicht sitzt du gerade mit einer Tasse Kaffee da, schaust auf den Weihnachtsbaum – und merkst: Der Kopf arbeitet trotzdem weiter.

Nicht hektisch. Eher leise.

Diese Tage zwischen den Jahren haben eine besondere Qualität. Sie zwingen nichts. Sie drängen nicht. Und genau deshalb bringen sie oft etwas an die Oberfläche, das im restlichen Jahr keinen Platz hatte.

Nicht neue Ideen.
Sondern alte Wahrheiten.

Die erstaunliche Ehrlichkeit der ruhigen Tage

In der Führungsarbeit beobachte ich jedes Jahr dasselbe Muster: Viele Führungskräfte kommen im Dezember nicht mit neuen Vorsätzen, sondern mit einem diffusen Druck. Ein Gefühl von „Da ist noch etwas“. Etwas, das sie eigentlich längst wissen – aber bisher nicht angegangen sind.

Interessant ist: Es fehlt fast nie an Analyse. Auch nicht an Erfahrung. Und schon gar nicht an Intelligenz.

Was fehlt, ist etwas anderes.

Psychologische Studien zur Entscheidungsfindung zeigen seit Jahren, dass Menschen Entscheidungen nicht primär wegen mangelnder Klarheit aufschieben, sondern wegen antizipierter Konsequenzen. Wir wissen oft sehr genau, was zu tun wäre – wir unterschätzen nur systematisch die innere Hürde, die mit der Umsetzung verbunden ist.

Oder einfacher gesagt:
Nicht die Entscheidung ist schwer. Sondern das, was sie auslöst.

Warum Aufschieben so viel Energie kostet

Neurowissenschaftlich ist das gut erklärbar. Unerledigte Entscheidungen binden kognitive Ressourcen. In der Psychologie spricht man vom „Zeigarnik-Effekt“: Offene Aufgaben bleiben im mentalen Hintergrund aktiv – auch wenn wir bewusst etwas ganz anderes tun.

Das bedeutet konkret: Jede vertagte Klarheit kostet Energie. Jede nicht ausgesprochene Entscheidung erzeugt inneren Lärm.

Viele Führungskräfte sind deshalb nicht müde, weil sie zu viel tun. Sondern weil sie zu viel tragen.

Gedanken wie:

  • „Das Gespräch müsste ich eigentlich führen.“

  • „Diese Rolle passt so nicht mehr.“

  • „Diese Verantwortung gehört nicht mehr zu mir.“

  • „Das Thema schiebe ich seit Monaten vor mir her.“

All das läuft permanent mit. Still. Aber wirksam.

Führung beginnt selten mit Tun – sondern mit Sehen

Gerade an Tagen wie heute wird dieser innere Lärm oft leiser. Nicht, weil Probleme verschwinden. Sondern weil Ablenkung wegfällt.

Und dann passiert etwas Interessantes: Was du seit Monaten weißt, wird plötzlich klarer. Nicht dramatisch. Eher nüchtern. Fast sachlich.

Das kann unbequem sein. Aber es ist ein Geschenk.

Denn gute Führung entsteht nicht aus noch mehr Aktivität. Sondern aus bewusster Entscheidung.

Oder anders formuliert:
Nicht das, was du dieses Jahr getan hast, prägt deine Wirkung am stärksten. Sondern das, was du zu lange nicht entschieden hast.

Vier leise Fragen für diesen Tag

Vielleicht willst du dir heute – ohne Druck, ohne To-do-Liste – einfach diese Fragen erlauben:

  • Welche Entscheidung schiebe ich seit Monaten vor mir her, obwohl ich innerlich längst weiß, was zu tun ist?

  • Wo habe ich meinem Team Klarheit vorenthalten, weil Harmonie bequemer war?

  • Welche Verantwortung trage ich noch, die eigentlich nicht mehr meine ist?

  • Was würde sofort leichter, wenn ich etwas beende, bevor das neue Jahr beginnt?

Diese Fragen verlangen keine sofortige Aktion. Aber sie verlangen Ehrlichkeit.

Der eigentliche Wendepunkt

Die Wintersonnenwende markiert den Wendepunkt: Ab jetzt wird es wieder heller. Langsam. Kaum merklich. Aber unumkehrbar.

In der Führung ist es ähnlich. Wendepunkte entstehen selten durch große Ankündigungen. Sondern durch einen Moment innerer Klarheit.

„The truth will set you free, but first it will make you miserable.“ (James A. Garfield)

Die Wahrheit befreit nicht sofort. Aber sie entlastet langfristig.

Vielleicht ist genau das die Einladung dieses Tages: Nicht alles sofort zu lösen. Aber hinzusehen.

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