Leadership-Impulse

Warum unser Gehirn uns unbewusst an guter Führung hindert

leadership linkedin-newsletter Dec 18, 2025
Warum unser Gehirn uns unbewusst an guter Führung hindert

Viele Führungskräfte sind nicht zu wenig reflektiert.
Sie sind nicht unklar.
Und sie arbeiten ganz sicher nicht zu wenig.

Und trotzdem passiert etwas Paradoxes: Du investierst enorm viel Energie – und bewegst strategisch erstaunlich wenig.

Nicht aus Inkompetenz.
Sondern wegen eines Mechanismus, den kaum jemand offen anspricht.


Das eigentliche Problem ist nicht Zeitmangel

Es ist die Belohnungsarchitektur, in der du arbeitest.

Dein Führungsalltag ist voll von kleinen, sofortigen Rückmeldungen:

  • E-Mails beantworten

  • Entscheidungen „wegorganisieren“

  • Probleme lösen

  • Meetings abschließen

  • Themen abhaken

Das fühlt sich gut an. Und das ist kein Zufall.

Neurowissenschaftlich ist klar belegt: Sichtbarer Fortschritt aktiviert das Dopamin-System – unser internes Belohnungssystem. Je schneller die Rückmeldung, desto stärker der Effekt.

Studien aus der Arbeits- und Motivationsforschung zeigen: Menschen bevorzugen Tätigkeiten mit kurzen Feedback-Zyklen, selbst dann, wenn diese objektiv weniger Wirkung haben als komplexere Aufgaben mit verzögertem Effekt.

Kurz gesagt:
👉 Dein Gehirn liebt Funktionieren.


Führung hingegen ist neurobiologisch „unsexy“

Echte Führung bedeutet oft:

  • Nicht reagieren, sondern warten

  • Nicht lösen, sondern aushalten

  • Nicht handeln, sondern Bedeutung klären

  • Nicht beschleunigen, sondern verlangsamen

Der Effekt solcher Entscheidungen zeigt sich später – manchmal erst Wochen oder Monate danach.

Kein Häkchen.
Kein sofortiges Feedback.
Kein spürbarer Abschluss.

Aus Sicht deines Gehirns ist das ein schlechter Deal.

Und genau deshalb sehe ich in der Praxis immer wieder sehr starke Führungskräfte, die unbewusst in operative Aktivität kippen – obwohl sie es besser wissen.


Aktivität ist nicht das Gegenteil von Trägheit

Sie ist oft das Gegenteil von Führung.

Peter Drucker brachte es präzise auf den Punkt:

„There is nothing so useless as doing efficiently what should not be done at all.“

Die bittere Wahrheit:
Du kannst hochproduktiv sein – und trotzdem am Wesentlichen vorbeiarbeiten.


Der stille Unterschied zwischen starken Leadern und sehr beschäftigten Managern

In meinen Coachings zeigt sich immer wieder ein klares Muster:

Durchschnittliche Leader fragen:

„Was muss ich noch erledigen?“

Sehr starke Leader fragen:

„Was darf ich heute nicht tun – obwohl ich es könnte?“

Dieser Unterschied ist subtil. Und entscheidend.

Denn Führung entsteht selten durch mehr Aktivität.
Sondern durch bewusste Auswahl.


Drei Hebel, die Führung wieder wirksam machen

Nicht als Technik.
Sondern als Haltung.

1. Leere Zeit ist kein Luxus, sondern Führungsraum
Studien zur strategischen Entscheidungsqualität zeigen: Führungskräfte mit ungeplanten Denkfenstern treffen langfristig bessere Entscheidungen als solche mit maximal verdichteten Kalendern.

Nicht trotz, sondern wegen der Leere.

Die entscheidende Frage ist nicht:

„Wann habe ich mal Zeit?“

Sondern:

„Wo verteidige ich bewusst einen Raum, in dem nichts passieren muss?“


2. Führung beginnt oft mit einem unausgesprochenen Gedanken
In vielen Organisationen existiert erstaunlich viel Klarheit – sie wird nur nicht ausgesprochen.

Sätze wie:

  • „So wie wir das gerade machen, verlieren wir Wirkung.“

  • „Das Thema ist wichtig – aber nicht jetzt.“

  • „Hier sind wir beschäftigt, aber nicht wirksam.“

Solche Aussagen verändern Dynamiken stärker als jede Präsentation.


3. Routinen sind die größten Führungs-Saboteure
Nicht die großen Fehler kosten Wirkung.
Sondern die kleinen Selbstverständlichkeiten.

  • Regelmeetings ohne echten Zweck

  • Entscheidungen, die immer wieder vertagt werden

  • Themen, die „irgendwann“ wichtig werden sollen

Führung beginnt oft genau dort, wo eine scheinbar harmlose Routine infrage gestellt wird.


Führung heißt, mit Verzögerung zu denken

Das ist vielleicht der unbequemste Punkt:

Führung belohnt nicht sofort.
Sie belohnt später.

Aber dann nachhaltig.

Wer nur auf unmittelbare Produktivität setzt, bekommt Bewegung.
Wer Wirkung will, muss lernen, auf die kurzfristige Belohnung zu verzichten.


Eine Frage für diese Woche

Ganz konkret:

Welche Aktivität in den nächsten Tagen erzeugt nur Bewegung –
und welche Entscheidung würde echte Wirkung entfalten, auch wenn sie sich im Moment unbequemer anfühlt?

Wenn du diese Frage ehrlich beantwortest, verschiebt sich dein Führungsalltag oft schneller, als du denkst.

Nicht durch mehr Tun.
Sondern durch besseres Entscheiden.

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